„Ich bin seit 39 Jahren eine praktizierende Patientin“, sagt Susan Strong aus Denver, Colorado (USA) mit einem kleinen Schmunzeln. „Meine Expertise liegt auf der Patientenseite der Gesundheitsversorgung.“

Was Susan Strong, 56 Jahre, so leichtfüßig erzählt, ist eine schwere Geschichte: Mit 17 Jahren wurde bei ihr das Hodgkin-Lymphom diagnostiziert, ein Lymphknotenkrebs. Eine Strahlentherapie rettete ihr Leben. 30 Jahre danach zeigte sich jedoch eine späte Nebenwirkung der Bestrahlung: Eine ihrer Herzklappen war geschädigt und musste ersetzt werden. Susan ließ sich eine neue Aortenklappe einsetzen. Doch die Probleme mit dem Herzen waren nur ein Teil der ernsten Spätfolgen der Strahlentherapie. Wenige Jahre darauf bekam Susan Brustkrebs. Wieder folgte eine kräftezehrende Therapie.

Dankbar, noch hier zu sein

„Heute bin ich einfach dankbar, noch hier zu sein“, sagt Susan. Doch stumme Dankbarkeit ist ihr nach den Problemen, die sie bewältigen musste, zu wenig. Susans Geschichte ist ein Antrieb für sie, das Leben von anderen Menschen zu verbessern: Sie engagiert sich in der amerikanischen Patientenorganisation Heart Valve Voice US. Dort berät sie Herzklappen-Patienten und vermittelt Wissen – etwas, das ihr bei ihrer eigenen Herzerkrankung fehlte und ihre Gesundheit auf wacklige Füße stellte.

„Ich hatte keine Ahnung, dass eine Krebstherapie Auswirkungen auf das Herz haben kann“, sagt Susan. Dadurch fehlte ihr die Aufmerksamkeit für die Symptome, die sie zwar gespürt, aber nicht ernstgenommen hat. Als ihre Hausärztin Herzgeräusche bei ihr hörte, wusste Susan nicht genug darüber, um nachzufragen, was das bedeutet. Als sie schließlich zum Kardiologen geschickt und eine Aortenklappenstenose diagnostiziert wurde, war das ein Schock für die damals 49-Jährige. „Für mich war es wie ein Schlag in die Magengrube zu erfahren, dass die Strahlentherapie, die mir 30 Jahre vorher das Leben gerettet hat, meine Herzklappe zerstört hat“, sagt Susan.

Erkennung der Herzklappen-Erkrankung war ein glücklicher Zufall

Weil Susan regelrecht ahnungslos von den Folgen der Krebstherapie für ihr Herz war, betrachtet sie es heute als glücklichen Zufall, dass die Aortenklappenstenose rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt wurde. Aber sie hat auch erfahren, dass eine Erkrankung des Herzens und die Notwendigkeit eines Eingriffs starke Ängste auslöst. Ängste, so sagt sie, die den Medizinern häufig nicht bewusst sind: „Für die Ärzte sind diese Eingriffe alltäglich, doch die Patienten kommen mit ihrer Sterblichkeit in Berührung – und das macht ihnen und ihren Familienangehörigen Angst.“

Heute unterstützt Susan andere Patienten und gibt ihnen hilfreiche Tipps, wie sie diese schwierigen Zeiten gut bewältigen, die Ängste in Zaum halten und trotz der emotionalen Belastung durchdachte und individuell passende Entscheidungen treffen können. Dafür hat die ehemalige Lehrerin ihren Job in der Schule gekündigt und beruflich einen neuen Start gewagt. Diese Entscheidung war groß, aber sie fiel ihr leicht: „Für mich ist das wie eine Mission“, sagt sie, „ich muss das einfach tun.“